by Detlev von Liliencron (1844 - 1909)
Trotzköpfe
Language: German (Deutsch)
„Und echten Samt, zu aller Neid, das allerfeinste Spitzenkleid und alles Gold und alles Geld und alle Schätze dieser Welt, ich leg' es dir zu Füßen, das Leben dir zu süßen!“ „Was soll mir all dein Prachtgeschmeid, das bringt mir Tränen nur und Leid. Schenk mir ein einfach Ringelein, vor allem wünsch' ich's mir allein; dann will ich dir gehören, dann darfst du mich betören!“ „Ein Ringlein schenk' ich nicht an dich, das bindet uns für ewiglich, das zwängt den Nacken mir wie Blei, bin nicht mehr selbstherrlich und frei und rechne zu den Toren und bin für mich verloren.“ „Dann gib mich auf und lass mich steh'n, ich kann nicht weiter mit dir geh'n; such dir ein ander Schätzchen wo, das wird durch deinen Reichtum froh. Ein Ringelein in Ehren, das willst du mir verwehren.“ Da ging er weg, ließ sie allein. Um beide floss der Mondenschein, die Sommernacht stummt überall, nur eine einz'ge Nachtigall klagt sehnsuchtsvoll ihr Lieben. O wär' er doch geblieben! Sie senkt die Stirn, sie seufzt und weint, dass er es auch so ernst gemeint. Hätt' er ein letztes Wort gesagt, noch einmal liebevoll gefragt, ich hätt' ihm ja mein Leben, hätt' ihm alles hingegeben! Er wandert rüstig zu im Feld und dünkt sich als ein rechter Held, im gleichen, festen Tritte verhallen seine Schritte. Sie horcht, sie lauscht: Hemmt er den Fuß? Sie möcht' ihm senden lauten Gruß. Und immer stiller wird's im Hain, als schlief' die ganze Erde ein, der Wind nur durch die Hecken spielt Haschen und Erschrecken.
Text Authorship:
- by Detlev von Liliencron (1844 - 1909) [author's text not yet checked against a primary source]
Musical settings (art songs, Lieder, mélodies, (etc.), choral pieces, and other vocal works set to this text), listed by composer (not necessarily exhaustive):
- by Adolf Schreiber (1881 - 1920), "Trotzköpfe" [ voice and piano ], from Zehn Lieder für Gesang und Klavier, no. 2 [sung text checked 1 time]
Researcher for this page: Johann Winkler
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